Die Pubertät ist alles andere als eine leichte Phase der eigenen Entwicklung. Irgendwo zwischen der eigenen Identitätsfindung und den Anforderungen der Gesellschaft können die Emotionen aufkochen. Jugendliche ecken mit ihrem Verhalten an, verärgern unter Umständen Peers, Eltern und LehrerInnen. Doch auch mit sich selbst ist man als Teenager nicht immer im Reinen. Da wäre es doch gut, wenn es an Schulen neutrale AnsprechpartnerInnen gäbe, die ein offenes Ohr für die Jugendlichen hätten und ihnen mit Rat und Tat beiseite stünden. Genau für solche Belange wird bundesweit soziale Arbeit an Schulen praktiziert. Das Problem dabei: Sie ist nicht flächendeckend und vor allem in ihrer Personaldichte unzureichend.
Zu wenig soziale Arbeit an NRWs Schulen
Noch vor dem großen Zuwachs geflüchteter SchülerInnen war die Ausstattung von SchulsozialarbeiterInnen prekär. Der Bedarf hat sich seit der Pandemie und durch die kriegsbedingte Migrationswelle jedoch deutlich erhöht. Was das Abdecken des Personalbedarfs angeht, so bestehen im Kern zwei wesentliche Probleme: Zum einen findet man auf dem Arbeitsmarkt grundsätzlich zu wenig SchulsozialarbeiterInnen vor. Unzufriedenstellende Arbeitsbedingungen wie unbefristete Teilzeitstellen schrecken viele Fachkräfte vor dieser Tätigkeit ab. Zum anderen befindet sich die schulische Form der Kinder- und Jugendhilfe in kommunaler Hand – mit anderen Worten: Wieviel Personal eingestellt werden kann, entscheidet sich nach dem kommunalen Etat.
Mehr Schulsozialarbeit in vermögenden Kommunen
Laut einer WDR-Umfrage aus dem vergangenen Jahr ist an manchen Schulen gerade einmal ein(e) Schulsozialarbeiter(in) für etwa 1000 SchülerInnen verantwortlich. So kommt es vor, dass manche Schulen keine SozialarbeiterInnen einstellen können und das, obwohl das Land NRW die Kommunen mit Fördermitteln bezuschusst. Viele bereits praktizierende Schulsozialarbeitenden müssen also gleich mehrere Schulen abdecken. ExpertInnen der Erziehungswissenschaften fordern einen Personalschlüssel von 1:150, um eine adäquate, wirkungsvolle Betreuung gewährleisten zu können.
Warum die soziale Arbeit aus Schulen nicht wegzudenken ist
Dass bundesweit die meisten Arbeitsplätze für SchulsozialarbeiterInnen in NRW vergeben werden, zeichnet sich sicherlich an dem Kurs der Bildungspolitik der Landesregierung NRW ab. Tatsächlich wird ein Teil der Beschäftigten vom Land NRW selbst eingestellt, und das sogar unbefristet und mit besserer Vergütung. Für die kommunalen Angestellten dürfte jene Ungleichbehandlung einen weiteren Faktor darstellen, der den Beruf unattraktiver erscheinen lässt. Dabei ist die Sozialarbeit an Schulen ein achtenswertes Arbeitsfeld, das als pädagogisch-psychologisches Auffangnetz dort wirkungsvoll zum Tragen kommt, wo eine tiefgehende Betreuung während des Unterrichts schlichtweg nicht leistbar ist. Zu solchen beachtlichen Aufgabenbereichen der Schulsozialarbeit gehört u.a.:
– Kinder und Jugendliche in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen und sie in individuellen Belangen in der Domäne der Schule und ggf. darüber hinaus zu beraten und zu begleiten
– Lehrkräfte, Schulleitungen, Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe sowie bildungsrelevante außerschulische Institutionen (dazu gehören ggf. auch Nachhilfeinstitute) zu beraten und zu begleiten
– Kindern und Jugendlichen bei biographischen Umbrüchen im schulischen oder beruflichem Sinne Beistand zu leisten
– eine Zusammenarbeit mit den Personensorgeberechtigten einzugehen
– eine aktive Mitarbeit in multiprofessionellem Team für Beratung, Gewaltprävention und Krisenintervention und eine schülerbezogene Ausgestaltung der intendierten Ziele durch zusätzliche Kurse und Gruppenarbeiten
SchulsozialarbeiterInnen leisten die auf der Strecke gebliebene Erziehungsarbeit und sorgen mit ihrem Einsatz langfristig für einen harmonischeren Umgang unter den Peers, LehrerInnen und selbst im Elternhaus der Kinder. Jede Schule profitiert erheblich von den Leistungen der SozialarbeiterInnen – wenn sie den Schulen denn überhaupt zur Verfügung stehen. Damit das auch gleichermaßen flächendeckend der Fall sein kann, muss sich künftig auf bildungspolitischer Landesebene noch immer einiges tun.